Sozialbaustelle Familie Berchi im Ort Luduș 2022

Im vergangenen Jahr lernten wir Familie Berchi kennen, ein Vater der mit seinen 4 Jungs nach ICAR gekommen war, weil er sich in eine Frau aus dieser Siedlung verliebt hatte.

Wir unterstützten die Familie bei Behördengängen, um verlorengegangene Geburtsurkunden neu ausstellen zu lassen, Ausweise zu beantragen und die Kinder in der Schule anzumelden. Raul, der Älteste (15 Jahre), hatte bisher noch keine Schule regelmäßig besucht. Er fand einen Platz in der sogenannten Schule der zweiten Chance, um wenigstens die Grundkenntnisse des Lesens, Schreibens und Rechnens zu erlernen. In der Sozialstation von Luncani, die sie oft am Wochenende besuchten, fanden sie Wärme, Geborgenheit, stets ein offenes Ohr und Regeln, auf die sie sich verlassen konnten.

Leider hielt die Beziehung des Vaters nur ein Jahr. Dann nahm er die Kinder mit zu seiner Schwester, die in einem armseligen Häuschen in der Gemeinde Luduș mit ihrem Mann und 3 Kindern wohnt. Er gab sie dort ab und verschwand nach Deutschland, um zu arbeiten. Seitdem haben die Kinder selten Kontakt zu ihm und keinerlei finanzielle Unterstützung. Die Mutter war schon vor Jahren mit den 4 Schwestern und einem anderen Mann verschwunden, Richtung Schwarzmeerküste. Der genaue Aufenthaltsort ist niemandem bekannt.

Als Gerhard und Sandu Anfang diesen Jahres die Kinder besuchten, waren beide schockiert über die katastrophale Wohnsituation. Ein Raum für 9 Personen, 2 Liegen, die am Abend ausgeklappt werden, ein Ofen, an dessen Rohr vorbei man in den Himmel schauen konnte, der einzige Kleiderschrank stand im Freien unter einer notdürftigen Überdachung, der Kühlschrank war leer…
Die Wäsche musste im Fluss gewaschen werden, die Toilette war irgendwo in der Natur, Wasser wurde aus einer entfernten Quelle geschöpft, gekocht wurde mit Feuer, draußen auf einer Eisenplatte, die auf 2 Steinen stand.

Die Kinder waren abgemagert, ihre einstige Fröhlichkeit war einer Trauer gewichen, die in ihren Augen abzulesen war. Trotz der widrigen Umstände hatte es Darius, mit 13 Jahren der Zweitälteste, geschafft, sich und seine zwei jüngeren Brüder in der hiesigen Schule anzumelden. Für Raul jedoch gibt es in dieser Gegend keine Chance.

Gemeinsam beratschlagten wir, was zu tun sei. Zum Glück weilte gerade Ulf Zimmermann, unser Vereinsvize, mit einer Kollegin in Luncani. Sie füllten als erstes auf eigene Rechnung den Kühlschrank der Familie und kauften eine einfache Bottichwaschmaschine. Dann begannen die Bauarbeiten. Es wurde ein Wasseranschluss installiert, nebst einer Drainage, denn die Hütte liegt an einem Hang mit Lehmboden. Bei jedem Starkregen besteht die Gefahr, dass das Häuschen weggespült wird. Ein Freund aus Luncani schenkte einen Eisenofen, der im Haus eingebaut wurde. Es wurde ein Holzvorbau errichtet, damit Schrank, Waschmaschine und der neu angeschaffte Propankocher vor Regen geschützt sind.

Das größte Projekt war jedoch der Bau einer Solardusche, natürlich nicht mit Paneelen, sondern mit einem Plastikfass auf dem Dach und aus einfachen Europaletten.

So besteht wenigstens an Sonnentagen, davon gibt es in der Region zum Glück viele, die Möglichkeit mit warmem Wasser zu duschen. Für die Kinder ist es sehr wichtig, sauber zu sein und ordentliche Kleider zu haben, da sie sonst in der Schule gehänselt werden.

Der Bau einer Stützmauer am Hang wurde bereits begonnen, ist aber derzeit eingestellt, da die finanziellen Mittel erschöpft sind. Wir werden diese Arbeit im Herbst weiterführen.

Bei sämtlichen Bauarbeiten halfen die Kinder der Familie aber auch Jugendliche der Sozialstation von Luncani mit, jeder nach seinen Kräften und Fähigkeiten. Die Freude der Kinder über ihr „neues Zuhause“ war überwältigend. Alle haben verstanden, wie wichtig es ist, zu lernen, um später ein besseres Leben führen zu können.