Zahnärztlicher Hilfseinsatz 2021

Trotz weiter bestehender Pandemie und steigenden Inzidenzen auch in Rumänien sollte in diesem Herbst endlich mal wieder ein Einsatz stattfinden, denn bei meinen Besuchen in den Siedlungen wurde ich oft gefragt, wann denn wieder zahnärztliche Hilfe angeboten wird. So entschloss ich mich zum Kauf zahlreicher Schnelltests, um zumindest eine gewisse Sicherheit bieten zu können. Das Auto war beladen mit Küchenmöbeln, die für Momo (siehe Portrait) bestimmt waren. Nachbarn hatten mir zahlreiche Säcke voll Kleidung mitgegeben. So machten wir , mein Sohn Lukas und ich, uns gegen 2.00 Uhr morgens auf den langen Weg…Nach rund 16 Stunden kamen wir in Luncani an. Gerade zur Essenszeit…J Der Empfang war wie immer herzlich!

Am anderen Morgen konnten wir in Ruhe unsere kleine Praxis aufbauen, denn das Zimmer war schon vorbereitet, der Stuhl nebst Dentallampe arretiert und die entsprechenden Tische mit weißen Tüchern ausgelegt. Nach 2 Jahren musste ich erst mal sichten, welche Materialien noch vorhanden und auch brauchbar waren. Einiges an Kunststoff für die Füllungen mussten wir leider verwerfen. Dann konnte es losgehen.

Zuerst untersuchten wir die Leute, die derzeit im Vereinshaus waren. 2 Brüder (15 und 13 Jahre alt) , die neu in Luncani waren, erlebten den ersten Zahnarztbesuch ihres Lebens. Dementsprechend sah es in ihren Mündern aus. Sie mussten die ganze Woche täglich wiederkommen, bis sie vollständig saniert waren.

Am Wochenende war dann Großkampftag. An diesen Tagen haben besonders viele Leute Zeit, weil sie ansonsten arbeiten bzw. die Kinder am Vormittag in der Schule sind.

Für mich war schon zu erkennen, dass die regelmäßigen halbjährlichen Kontrollen durch die Pandemie unterbrochen wurden. Es gab einfach mehr Behandlungsbedarf.

So arbeiteten wir, Sandu, Lukas und ich gefühlt rund um die Uhr, nur unterbrochen durch das Mittagessen. Vorher wurden die Patienten getestet, was den Meisten mehr Angst zu machen schien als die Zahnbehandlung selbst. An den darauf folgenden Tagen ließen wir es etwas legerer angehen. 2 Frauen sind mir jedoch noch in Erinnerung geblieben. Auch für sie war es das erste Mal im Leben, dass ein Zahnarzt ihnen in den Mund schaute. Sie baten darum, alle Zähne zu ziehen, die nicht mehr zu erhalten wären. Und sie zogen das durch. Die Eine wurde um 9 Zähne (oder Ruinen) ärmer, der Anderen mussten wir 6 Zähne ziehen. Sie waren danach erleichtert, verwundert, dass sie die Behandlung nicht gespürt hatten und überglücklich. Ich lud sie für das Frühjahr ein, damit die übrigen Zähne repariert werden können.

Insgesamt versorgten wir 58 Patienten, legten 67 Füllungen, zogen 36 Zähne. Außerdem wurde bei 20 Patienten der zum Teil massive Zahnstein entfernt. 16 Zähne wurden auf der Kaufläche versiegelt, um Karies vorzubeugen. Am Ende konnte wie immer jeder ein Geschenk mitnehmen. (Deo, Duschgel, Einwegrasierer, Binden, Schmuck, Spielzeug…)

Dieser Einsatz unter den etwas erschwerten Bedingungen war wichtig und richtig. Das große Interesse an kostenfreien Zahnbehandlungen ist nach wie vor ungebrochen und zeigt uns, dass wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen dürfen.

Ich bedanke herzlich bei Lukas und Sandu für die tolle Zusammenarbeit!